Das antike Helike in Aegialia
GESCHICHTE - ARCHÄOLOGIE - MYTHOS
HELIKE
DER UNTERGANG VON HELIKE IN AEGIALIA
Ein starkes Erdbeben erschütterte in einer Winternacht im Jahre 373 v.C. den Golf von Korinth in der Region Aegialia nahe Aegion / Diakofto.
Die Hafenstadt Helike ( Eliki ) - zwischen Aegion / Egion und Diakofto
- die führende Stadt des Achaiischen Bundes in dieser Epoche - wurde zerstört und begrub seine Bewohner unter den Tümmern. Die wenigen
Menschen, die sich in Eliki ins Freie retten konnten
wurden kurz darauf Opfer einer riesigen Tsunami-Welle, die
das antike Helike und sein Poseidon-Heiligtum unter sich begrub.
Nicht nur Helike nahe Aegion war vom Erdboden verschwunden, auch Delphi oberhalb der gegenueberliegenden Festlandkueste erlitt starke Zerstoerungen.
Von Homer bis Pausanias
"Denn die See erhob sich bei einem Erdbeben und sie ueberflutete Helike und seinen Poseidon-Tempel....
und
ERATOSTHENES erzaehlte, dass er selbst den Ort gesehen habe, und das
ihm die Fischer und Faehrleute berichteten, dass eine riesige
Bronzestatue des Poseidon sich unter der Wasseroberflaeche erhob. in
einer Hand den Dreizack, der gefaehrlich war fuer alle Fischer, die mit
Netzen fischten.
Und HERAKLID wusste zu berichten, dass sich die
Katastrophe bei Nacht ereignet hatte, und obwohl sich die Stadt 12
Stadien (ca. 2 km) vom Meer entfernt befand, die gesamte Region mitsamt
der Stadt am Morgen nicht mehr zu sehen war. 2000 Maenner, die von den
Achaiern zur Rettung entsandt waren, konnten die toten Koerper nicht
bergen."
Quelle: STRABO, griechischer Geograf 64 v.Chr.-23 n.Chr.
Der griechische Reisende PAUSANIAS(143-176 n.Chr.) berichtet:
"Vierzig
Stadien ( 7 km ) entfernt von Aegion befindet sich ein Platz am Meer
namens Helike....wo einst die Stadt Helike stand.... Dies war ein
Erdbeben, dass den Meeresboden umdrehte und darueberhinaus, so wird
erzaehlt, ereignete sich in diesem Winter eine weitere Katastrophe: eine
riesige See ueberflutete einen grossen Teil des Landes und begrub
Helike unter sich. Und die Flut ueberschwemmte den Poseidon-Tempel so
dass nur noch die Wipfel der hohen Baeume sichtbar blieben. Denn als
ploetzlich der Gott erbebte, erhob sich die See zusammen mit dem
Erdbeben und riss Helike mit all seinen Bewohnern in die Tiefe. Die
Ruinen von Helike sind noch sichtbar, aber nicht mehr so deutlich wie
einst, denn sie sind vom Salzwasser zerfressen."
Der griechische Historiker DIODOROS aus Sizilien ( 80-20 v.Chr ) schrieb:
"Starke
Erdbeben erschuetterten die Peloponnes, begleitet von Flutwellen,
welche das freie Land in einer Weise zerstoerten, die jenseits unserer
Vorstellungskraft liegt. Die Katastrophe kam in der Nacht, so
dass....die Mehrheit der Bewohner in den Ruinen umkam. Als es Tag wurde,
konnten noch einige aus den Ruinen fliehen, aber als sie glaubten, der
Gefahr entronnen zu sein, wurden sie von einem noch weit groesseren
Disaster ueberrascht. Denn die See und die Wellen wuchsen zu
gigantischer Groesse an und das gesamte Land mit seinen Bewohnern war
verschwunden. Zwei Staedte in Achaia wurden Opfer dieser Katastrophe:
Helike und Boura. Vor diesem Erdbeben war Helike die Erste unter den
Staedten Achaias."
Der roemische Autor AELIAN (170-235 n.Chr.) schrieb:
"Fuenf
Tage vor dem Verschwinden von Helike flohen alle Maeuse, Ratten,
Schlangen, Kaefer und jegliche andere Kreatur dieser Art entlang der
Strasse, die nach Kyrinia fuehrt. Und alle Einwohner Helikes, die dieses
Schauspiel beobachteten waren erstaunt, aber unfaehig, den Grund dieser
Flucht zu erahnen.
Aber nachdem diese Kreaturen Helike verlassen
hatten ereignete sich ein Erdbeben in der Nacht, die Stadt wurde
zerstoert und eine riesige Flutwelle begrub Helike unter sich und auch
zehn Schiffe aus Sparta, die dort vor Anker lagen, waren ebenso
verschwunden wie die gesamte Stadt."
Der roemische Poet OVID (43 v.Chr.-17 n.Chr.) schrieb in seinen Metamorphosen 1.263:
"Wenn Du nach Helike und Boura suchst, die einst Staedte in Achaia waren, so wirst Du sie unter den Wellen finden, und die Seeleute zeigen Dir noch heute die ertrunkenen Staedte mit ihren begrabenen Mauern."
Taylor (1926) und Frutiger
(1930) waren die ersten, die annahmen, dass das ploetzliche und
dramatische Verschwinden von Helike - zerstoert von einem starken
Erdbeben und ueberflutet von der See - Plato zu seinem Atlantis-Mythos
inspiriert hatte. Siehe auch Forsythe (1980), Giovannini (1985) und
Ellis (1998).
Die Geschichte von Atlantis und seiner Zerstoerung
erscheint zum ersten Mal in PLATOs spaeten Dialogen Timaeus und Ctitias,
geschrieben nur wenige Jahre nach der Zerstoerung von Helike im Jahre
373 v.Chr.
PLATO wusste sicher von der Katastrophe und hatte
möglicherweise ein persönliches Interesse daran. Denn 388 v. Chr. hat er
den Hof von Dionysos I. in Syrakus besucht, wo es ihm gelang den
Tyrannen anzugreifen. Nach PLUTARCH (Dion 5.2) fragte Dionysos darufhin
Pollis, einen Admiral und Gesandten aus Sparta, ihm einen Dienst zu
erweisen und ihn von Plato zu befreien.
Pollis nahm Plato gefangen,
brachte ihn zum Sklavenmarkt auf der Insel Aegina und bot ihn dort zum
Verkauf an.
Diogenes Laertius (3.19) berichtet, dass ein Athener
Mitbürger Plato dort erkannte, ihm die Freiheit kaufte und ihn nach
Athen zurück schickte.
15 Jahre darauf ertrank Pollis bei der Katastrophe von Helike.
Dionysos hörte davon und betrachtete das Schicksal Pollis' als ein Zeichen Gottes.
Um
sein eigenes Leben fürchtend, schrieb er einen Brief an Plato, in
welchem er ihn bat, nicht schlecht ueber ihn zu reden. Plato antwortete
ihm lediglich , dass er nicht vorhabe, sich mit Dionysos' Schicksal zu
befassen.
Diese ganze Geschichte hört sich ein wenig nach "Propaganda" der damaligen Akademie in Athen an (Caven
1990), aber sie könnte durchaus einen Kern Wahrheit enthalten. Admiral
Pollis kann durchaus in Helike ertrunken sein, denn wir wissen von den
berichten Aelians, dass Kriegsschiffe aus Sparta in der Nacht der
Katastrophe bei Helike vor Anker lagen.
QUELLEN:
B. Caven: "Dionysos I., War-Lord of Sicily"
Yale University Press 1990.
R. Ellis: "Imagining Atlantis"
New York, Alfred A. Knopf 1998.
P.Y. Forsythe: "Atlantis: the Making of a Myth".
Montreal Queen's University Press 1980.
P. Frutiger: " Les Mythes de Platon".
Librairie Felix Alcan, Paris 1930.
A. Giovannini:" Peut on demythifier l'Atlantide?"
Museum Helveticum 42, 151-156, 1985.
A.E. Taylor: "A Commentary on Plato's Timaeus".
Oxford University Press 1928.
More Info: www.eliki.writernetwork.com